Primärenergie — Teil 1
Wir müssen reden!
Habt Ihr schon von dieser Energiewende gehört? Ja, super. Wisst Ihr denn was genau was dahinter steckt? Klar, Windräder und Solar aufstellen, und dann haben wir es geschafft, stimmts? Nope, so einfach ist das leider nicht. Aber von vorne:
Eine Wende ist die Änderung von jetzigen Form zu einer neuen Form. Bevor wir also verstehen können, welche Maßnahmen notwendig sind um eine Wende durchzuführen, müssen wir uns mit dem aktuellen Stand auseinandersetzen.
Zuerst sollten wir Wissen, um welche Art der Energie es geht. Energieformen gibt es viele, unser Essen und Trinken fügt unserem Organismus Energie zu, manchmal sogar mehr als wir benötigen was man meist nach Weinachten auf der Wage beobachten kann. Diese Energie baut der Körper durch Wärme oder Bewegung wieder ab, wenn man nicht auf der Couch versackt :-). Aber nein, um so eine Art von Energie geht es nicht wirklich.
Bei der Energiewende geht es um Energieformen, die wir zur Bewältigung unseres Alltages benötigen, dazu gehört die Wärme für unsere Heizung und unser Wasser, der Transport mit einem Verkehrsmittel, der Strom für Licht und Kühlschrank. Aber nicht nur im privaten Bereich, schließlich erzeugen wir auch Waren die mittels Energie hergestellt werden. Platt gesagt geht es um Öl, Kohle, Gas, Strom und andere Energieträger die wir hier erzeugen oder importieren um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten und unsere persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
Aber wie nähern wir uns den Konkreten Bedarf an dieser Energie? Rechnen wir jetzt alle Autos zusammen und multiplizieren den Sprit mit einem Durchschnittsverbrauch? Natürlich nicht, viel zu komplex. Hierzu gibt es nämlich einen einfachen Weg. Denn beim Bundesministerium für Wirtschaft gibt es eine jährlich aktualisierende Excel Liste mit dem Primärenergieverbrauch von Deutschland. https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Binaer/Energiedaten/Energiegewinnung-und-Energieverbrauch/energiedaten-energiegewinnung-verbrauch-2-xls.xlsx
Was lesen wir daraus? Sehr viele Zahlen! Also machen wir es etwas grafisch.
Hmm, da steht etwas von Petajoule, lass das mal so, zu der Einheit kommen wir gleich noch. Viel wichtiger ist, die Linie scheint tendenziell etwas runter zu gehen und im Jahr 2020 gab es einen richtigen Rutsch. Warum ist das so? Ich schätze, das kann sich jeder denken, schließlich war im Corona Jahr die Wirtschaft und das persönliche Leben ziemlich eingeschränkt. Der Energieverbrauch ist in diesem Jahr um 9% zum Vorjahr zurückgegangen. Aber schauen wir uns doch mal alle zehn Jahre die Verbräuche und die dazugehörigen Energieträger an.
Ok, was sehen wir. Braunkohle ist in den 90ern stark zurückgegangen, Gas hat zeitgleich stark zugenommen. Ab den 2010er kommt langsam Wasser, Wind und “andere Erneuerbare” hinzu und gleichzeitig ist Kernenergie zurückgegangen. Wenn wir mal das Corona Jahr rauslassen hat sich Mineralöl am wenigsten verändert (-14%). Apropos Corona Jahr, ich werde mich ab nun an als Vergleichsjahr immer auf das normale Jahr 2019 beziehen, damit wir kein verzerrtes Bild bekommen.
Damit wir auch einen Bezug zu diesem Petajoule bekommen, sollten wir diese Zahl etwas greifbarer machen. Wie Wäre es mit Kilowattstunden (kWh)? Das sind nämlich: 3,55694e+12 kWh oder 3.559 TWh. Besser? Nicht wirklich, oder? Wie wäre es denn, wenn wir den gesamten Verbrauch auf einen pro-Kopf Verbrauch umrechnen, da wir ja gemeinschaftlich diesen Verbrauch durch unsere Lebensweise, unseren Konsum, unsere Arbeit und somit unsere Wirtschaftsleistung benötigen? Das sind dann bei 83 Mio Einwohner 42.882 kWh pro Jahr oder 117 kWh pro Kopf und Tag. Ich denke diese 117kWh/Tag ist doch erstmal eine greifbare Zahl. Also visualisieren wir den Verbrauch von 2019 nochmal.
Das sieht doch schon etwas nachvollziehbarer aus und dient als gute Orientierung wo wir aktuell stehen.
Bevor eine Verwunderung aufkommt, der kleine dunkelrote Bereich unter der Null ist ein Stromüberschuss, den wir zu viel Produziert haben und ins Ausland verkauft haben. Wir haben übrigens schon seit 20 Jahren jährlich einen Stromüberschuss. Aber dies nur am Rande.
Fangen wir nochmal bei der Ursprungsfrage an. Was ist mit der Energiewende gemeint? Platt gesagt soll die Energie in Zukunft nachhaltig bereitgestellt werden. Ok, und wo stehen wir? Das ist eine gute Frage! Schauen wir uns doch mal das Bild an und gruppieren diese mal nach alter (nicht nachhaltiger) und neuer (nachhaltiger) Energie.
Der riesige Bereich von gelb (Gas) bis schwarz (Mineralöl) in dieser Grafik gehört den fossilen und somit nicht nachhaltigen Energieträgern, der rote Bereich der Energieträger (Kernenergie) fällt ende nächstes Jahr sowieso weg. Nachhaltig sind also nur blau und grün. Das ist doch etwas ernüchternd, wenn man doch so oft ließt, dass wir doch schon ca. 50% erneuerbare Energien im Netz haben soll.
Aber was heißt das jetzt? Haben wir zu wenig nachhaltige Energien? Können wir die nicht nachhaltigen Energien ablösen? Naja, da steckt dann doch etwas mehr hinter, aber darauf werden wir im nächsten Teil eingehen.
Wenn du schon so weit gelesen hast, dann scheinst du echt neugierig auf das Thema zu sein. Ich werde in mehreren Teilen versuchen die Zusammenhänge und die Dimensionen, aber auch die Möglichkeiten aufzuzeigen. Der nächste Teil (Energiequellen) nimmt die verschiedenen Energieträger und dessen Einsatzgebiete auseinander.
LG Nick
